Faszien – faszinierendes Bindegewebe

Wahrscheinlich hat jeder schon einmal davon gehört, Faszien. Doch was sind Faszien eigentlich und warum sind sie seit einigen Jahren in aller Munde? Tauchen Sie mit unserer Physiotherapeutin und Osteopathin Katrin Wiegratz ein in die spannende Welt unseres Bindegewebes.
Faszien durchziehen unseren Körper von der Oberfläche bis in die Tiefe. Als faseriges, inneres Ganzkörper-Netzwerk verbindet es alles miteinander - Knochen, Muskeln, Nerven und Organe. Faszien geben unserem Körper Stabilität und Struktur und sorgen dafür, dass wir uns gegen die Schwerkraft aufrichten und bewegen können. Egal ob im Stehen, Sitzen oder Liegen, unsere Faszien halten uns aufrecht und stellen sicher, dass alle Organe an Ort und Stelle bleiben.
Unser Bindegewebe ist also kein Leichtgewicht, auch ganz sprichwörtlich nicht. Laut dem renommierten Faszienforscher Dr. Robert Schleip beträgt das durchschnittliche Gewicht der menschlichen Faszien stattliche 18 bis 23 Kilogramm.
Faszien in der Physiotherapie
In gutem Zustand ist Fasziengewebe um die Muskulatur leicht gewellt, gut hydriert und dadurch gleitfähig und elastisch. Faszien können allerdings auch verkleben und verlieren dann einerseits ihre Zugkraft, andererseits auch ihre Flexibilität. Dies schränkt die Bewegungsfähigkeit der Muskulatur ein. Bei länger anhaltenden faszialen Verspannungen trocknet das Gewebe um den Muskel herum aus und wird mit der Zeit starr. Dadurch können gerade im Bereich von Rücken, Schultern und Nacken, aber auch in anderen Körperbereichen Schmerzen auftreten. Zudem können verklebte Faszien auch verdicken und dadurch benachbarte Nerven einklemmen. Da Faszien zudem viel mehr Schmerzrezeptoren enthalten als Muskeln und eng mit dem autonomen Nervensystem verbunden sind, senden sie ständig entsprechende Signale an das Gehirn. Ein ungünstiger Schmerzkreislauf entsteht. Die Wissenschaft spricht heute von den Faszien als dem grössten Sinnesorgan des menschlichen Körpers.
Bindegewebe reagiert äusserst positiv auf viele verschiedene Bewegungsreize (abwechslungsreiches Training aber auch alle Formen von Drücken, Ziehen und Kneten). Im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung wird mit geeigneten Methoden wie FDM (Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos), Schröpfen, Dry Needling oder Osteopathie und Naturheilkunde positiv auf die Spannung im faszialen Körpernetzwerk eingewirkt, um fasziale Verhärtungen und Verklebungen wieder zu lösen.